Übersicht zum Schladminger Tauern Höhenweg
Der Schladminger Tauern Höhenweg ist eine der eindrucksvollsten Hüttentouren der österreichischen Alpen. Er führt in 5 bzw. 7 Etappen quer durch die Schladminger Tauern – von West nach Ost oder umgekehrt. Die Route verläuft meist oberhalb der Baumgrenze und verbindet idyllische Bergseen, aussichtsreiche Gipfel und urige Alpenvereinshütten miteinander.
Tag 1: Vom Bahnhof bis über die Baumgrenze
Startpunkt: Schladming
Endpunkt: Wildcamping am Giglach Höhenweg
Distanz / Höhenmeter: 10 km / 1300 m bergauf, 100 m bergab
GPX-Track: zur Route auf Komoot
Schwierigkeit: technisch einfacher Weg, aber konditionell bisschen anspruchsvoll
Persönliche Erfahrung: Schöne saftig grüne Wälder und erste Ausblicke in die Schladminger Tauern
Am frühen Nachmittag starte ich meine Tour am Bahnhof in Schladming. Ein kurzer Regenschauer zieht noch über das Tal, also warte ich ihn ab, bevor ich losgehe. Der Weg führt zunächst aus dem Ort hinaus, vorbei an stillen Liften und grasbewachsenen Pisten, die auf den nächsten Winter warten. Nach und nach steigt der Weg in Richtung Rohrmoos an, über weite Wiesen, auf denen Kühe friedlich grasen.
Bald tauche ich in den Wald ein – ab hier geht es deutlich steiler bergauf. Der Pfad zieht sich unterhalb des Hochwurzengipfels entlang, durch einen dichten, sattgrünen Fichtenwald. Überall wachsen Heidelbeersträucher, deren Früchte gerade reif sind. Beim Vorbeigehen pflücke ich einige und genieße sie – kleine süße Energie für den Aufstieg. Zwischendurch ziehen Nebelfelder durch die Bäume und tauchen alles in eine fast mystische Stimmung.
An einem Brunnen halte ich kurz an und fülle meine Flasche für den Abend. Nach etwa drei Stunden Aufstieg erreiche ich schließlich den Kammweg, der von der Hochwurzen in Richtung der Giglachseen führt. Vom Gipfel der Guschen öffnet sich zwischen den Wolken ein Blick hinunter nach Schladming – der Dachstein aber bleibt hinter grauen Schwaden verborgen.
Etwas abseits des Weges finde ich schließlich einen ruhigen, windgeschützten Platz für mein Zelt, auf rund 1900 Metern Höhe. Als die Sonne am Abend noch einmal kurz durch die Wolken blinzelt, liegt ein goldenes Licht über den Bergen – ein stiller, schöner Abschluss dieses Einstiegstages in die Schladminger Tauern.
Tag 2: Ein Tag zwischen Seen und Gipfeln
Startpunkt: Wildcamping am Giglach Höhenweg
Endpunkt: Wildcamping am Oberen Landawirsee
Distanz / Höhenmeter: 18 km / 1300 m bergauf, 1200 m bergab
GPX-Track: zur Route auf Komoot
Schwierigkeit: Mittelschwere Bergwanderung mit längeren Anstiegen und teils steinigem Gelände. Trittsicherheit und Kondition sind erforderlich, technisch aber unschwierig
Persönliche Erfahrung: abwechslungsreiche Etappe mit eindrucksvollen Ausblicken und stillen Seen
Meine zweite Etappe beginnt am Giglach-Höhenweg – eine aussichtsreiche Strecke, die sich in ständigem Auf und Ab über den Kamm zieht. Der Weg ist schmal, teilweise felsig und windet sich durch grasbewachsene Hänge, immer wieder mit Blick auf die umliegenden Gipfel. Am Brettersee lege ich eine kleine Pause ein, fülle meine Wasserflasche auf und genieße die Ruhe. Kurz darauf führt der Weg entlang eines klaren Baches weiter, bevor sich der Blick auf die beiden Giglachseen öffnet – tiefblau und eingebettet in eine sanfte, grüne Mulde.
Von dort beginnt der Aufstieg zur Rotmandlspitze. Das Gelände wird steiniger, die Vegetation karger, und oben überrascht mich eine kleine, grasbewachsene Fläche direkt am Gipfel. Der Ausblick ist weit – über die Täler hinweg bis zum markanten Hochgolling, der mit seiner dunklen Silhouette über den Schladminger Tauern thront. Der Abstieg führt durch steiniges Gelände hinunter zur Keinprechthütte, wo ich eine kurze Jause mache. Danach geht es weiter durch den Talkessel, der Weg zieht sich sanft den Hang entlang, bis schließlich der Anstieg zur Trockenbrotscharte beginnt. Oben angekommen eröffnet sich ein weiter Blick auf die Landawirseehütte und den Hochgolling – ein Moment zum Durchatmen.
Ich gehe vorbei am Unteren Landawirsee und folge dem Pfad weiter zum Oberen Landawirsee. Hier oben ist es still, nur das Plätschern des Wassers und das Rascheln des Windes im Gras. Ich schlage mein Nachtlager direkt am Ufer auf – Cowboycamping unter einem klaren Sternenhimmel.
Tag 3: Höhenmeter und Aussicht – Von der Landawirseehütte zur Preintalerhütte
Startpunkt: Wildcamping am Oberen Landawirsee
Endpunkt: Preintalerhütte
Distanz / Höhenmeter: 15 km / 1400 m bergauf, 1800 m bergab
GPX-Track: zur Route auf Komoot
Schwierigkeit: Mittelschwere Bergwanderung mit zwei längeren Anstiegen und teils steinigem Gelände. Gute Kondition und Trittsicherheit sind erforderlich, technisch jedoch unschwierig
Persönliche Erfahrung: Anspruchsvolle Etappe mit zwei längeren, steilen Anstiegen und lohnenden Ausblicken – körperlich fordernd, landschaftlich eindrucksvoll
Die Etappe von der Landawirseehütte zur Preintalerhütte ist eine dieser Touren, die alles bieten, was man an den Niederen Tauern lieben kann – steile Anstiege, wilde Landschaften, stille Seen und ein ständiges Wechselspiel aus Weite und Nähe.
Zunächst folge ich der kleinen Straße von der Landawirseehütte bergab, doch schon bald beginnt der Aufstieg zur Gollingscharte. Etwa 500 Höhenmeter geht es steil hinauf – über enge Serpentinen, über Schotter und Stein, zwischendurch ein paar kurze Kraxelstellen, die den Puls spürbar steigen lassen. Oben auf der Gollingscharte empfängt mich kräftiger Wind. Der Blick reicht weit: hinüber zum Greifenberg und hinab in das Tal, das sich unter mir öffnet.
Der Abstieg führt zunächst über ein Steinfeld, dann ziehen sich unzählige Serpentinen hinab in den Gollingwinkel – eine Senke wie ein natürliches Amphitheater. Unten grasen einige Islandpferde. Kurz darauf erreiche ich die Gollinghütte und gönne mir eine kleine Rast, bevor der lange zweite Aufstieg beginnt.
Rund 1000 Höhenmeter trennen mich jetzt noch vom Greifenberg. Der Weg zieht sich, aber mit jedem Schritt wird die Aussicht weiter. Der letzte Anstieg ist steinig – doch die Belohnung lässt nicht lange auf sich warten: Vom Gipfel reicht der Blick über die Niederen Tauern, tief hinab in den Klafferkessel mit seinen zahllosen Seen. Am Oberen Klaffersee bleibe ich eine Weile sitzen und lasse die Landschaft einfach auf mich wirken.
Der letzte Abstieg von der Klafferscharte führt in unzähligen Serpentinen hinunter in ein ruhiges Tal. Ein Bach begleitet mich, das Wasser plätschert über Steine, die Nachmittagssonne liegt warm über den Wiesen. Als ich am frühen Abend die Preintalerhütte erreiche, finde ich auch ohne Reservierung noch einen Platz. Ich genieße den Komfort der Hütte – und das zufriedene Gefühl, wieder einen dieser perfekten Bergtage erlebt zu haben.
Tag 4: Abstieg über Obersee und Steirischen Bodensee
Startpunkt: Preintalerhütte
Endpunkt: Aich-Assach
Distanz / Höhenmeter: 16 km / 700 m bergauf, 1650 m bergab
GPX-Track: zur Route auf Komoot
Schwierigkeit: Abstieg von der Neualmscharte erfordert Trittsicherheit, ansonsten einfacher Bergweg; ab Obersee sind einige Stufen
Persönliche Erfahrung: Die Etappe bietet eine schöne Seenlandschaft; der Abstieg ins Tal ist etwas länger, und unterwegs trifft man auf viele Tagestouristen
Nach dem Frühstück starte ich in den Tag. Der Weg führt zunächst durch schattige Hanglagen, bevor der Anstieg zur Neualmscharte beginnt. Der Aufstieg ist steil und verlangt gleich zu Beginn etwas Kondition. An der Abzweigung zur Hochwildspitze halte ich mich geradeaus und steige weiter bergauf.
Von der Scharte aus bieten sich weite Ausblicke auf die Seenlandschaft unterhalb: Obersee, Hüttensee und Steirischer Bodensee. Am Obersee lohnt sich eine kurze Rast – der Platz bietet eine gute Gelegenheit, den Blick über den Talkessel und die umliegenden Gipfel schweifen zu lassen.
Der anschließende Abstieg führt über gut begehbare, teils steinige Pfade an mehreren Seen vorbei, die durch kleine Wasserfälle miteinander verbunden sind. Je näher man dem Steirischen Bodensee kommt, desto mehr Tagestouristen sind unterwegs. Im Gasthof am Steirischen Bodensee bietet sich eine Einkehrmöglichkeit, bevor der lange Abstieg ins Tal folgt.
Der weitere Weg verläuft über eine Forststraße und später auf Asphalt hinunter ins Ennstal. Schließlich erreiche ich den Bahnhof in Aich, von wo aus die Rückfahrt nach Schladming möglich ist.
Etappen
Hier findest du eine Übersicht über alle Etappen der 7-Tages Version des Schladminger Tauern Höhenwegs in Gehrichtung West nach Ost. Die Angaben zu Distanz, Gehzeit sowie den zu bewältigenden Höhenmetern erleichtern dir die Planung und vermitteln einen realistischen Eindruck von den Anforderungen dieser Tour.
| Startpunkt | Endpunkt | Dauer | Distanz |
| Gipfelbahn Hochwurzen | Ignaz-Mattis-Hütte | 5 h | 12 km 700 m ↑ 600 m ↓ |
| Ignaz-Mattis-Hütte | Keinprechthütte | 3 h | 6 km 500 m ↑ 600 m ↓ |
| Keinprechthütte | Gollinghütte | 5 h | 10 km 900 m ↑ 1.100 m ↓ |
| Gollinghütte | Preintalerhütte | 5 h | 9 km 900 m ↑ 900 m ↓ |
| Preintalerhütte | Putzentalalm | 6 h | 16 km 1.050 m ↑ 1.350 m ↓ |
| Putzentalalm | Rudolf-Schober-Hütte | 8 h | 20 km 1.450 m ↑ 1.150 m ↓ |
| Rudolf-Schober-Hütte | St. Nikolai im Sölktal | 4 h | 11,5 km 600 m ↑ 1.150 m ↓ |
Kartenmaterial und Führer
Für eine gute Vorbereitung und zusätzliche Orientierung unterwegs empfehlenswert:
Unterkünfte auf dem Schladminger Tauern Höhenweg
Es ist ratsam die Hütten im Vorhinein zu reservieren, da sie in der Hauptsaison schnell ausgebucht sind.
Schwierigkeit des Wanderweges
Der Schladminger Tauern Höhenweg führt durch alpines Gelände und weist teilweise mit Stahlseilen gesicherte, exponierte Passagen auf. Diese Abschnitte erfordern Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gewisse Bergerfahrung.
Insgesamt gilt der Höhenweg als mittelschwer bis anspruchsvoll. Mehrere Scharten und Gipfel liegen über 2.500 Metern Seehöhe, und die Wege sind häufig steinig und alpinen Charakters, jedoch ohne ausgesetzte Kletterstellen. Nach Regen oder Schneefall können manche Passagen rutschig werden, was zusätzliche Vorsicht erfordert.
Bei schlechtem Wetter erhöht sich die Schwierigkeit deutlich, und vor allem zu Saisonbeginn können Altschneefelder das Gehen erschweren – in manchen Lagen sogar bis weit in den Sommer. Auch plötzliche Wetterumschwünge sind im Hochgebirge nicht ungewöhnlich und können den Anspruch der Tour zusätzlich steigern.
Beste Reisezeit
Die optimale Zeit für die Begehung liegt zwischen Ende Juni und Ende September. Dann sind alle Hütten geöffnet, die Wege meist schneefrei und das Wetter stabil. Ich selbst war Mitte August unterwegs – perfekte Bedingungen und überraschend wenig Wanderer auf der Route.
Ausrüstung
Für die passende Ausrüstung für den Schladminger Tauern Höhenweg schau dir gerne meine Packliste für eine mehrtägige Hüttentour an. Auf jeden Fall mit haben solltest du ein Hüttenschlafsack, Ersatzkleidung, Waschzeug, ein Notfall-Biwaksack, eine Regenjacke oder ein Poncho sowie dein Alpenvereinsausweis.
Anreise/Abreise
Startpunkt ist meist Schladming, erreichbar mit dem Zug. Vom Bahnhof Schladming fährt ein Bus zur Talstation der Hochwurzenbahn – Ausgangspunkt der Wanderung.
Abreise (5-Tages-Variante):
Endpunkt ist der Steirische Bodensee. Von dort fährt regelmäßig ein Wanderbus zurück nach Schladming. Alternativ kannst du ins Tal nach Aich-Assach absteigen und dort in den Zug steigen.
Endpunkt (7-Tages-Variante):
Bei der längeren Version endet die Tour in St. Nikolai im Sölktal. Von dort fahrt ein Bus nach Gröbming, wo eine Weiterfahrt mit dem Zug möglich ist.
Wasserversorgung und Proviant
Entlang der Route gibt es viele Bäche und Bergseen – Wasserquellen sind reichlich vorhanden.
Mit einem Wasserfilter bist du auf der sicheren Seite, auch wenn das Quellwasser in der Regel sauber ist.
Die Verpflegung erfolgt über die Hütten (Frühstück & Abendessen). Für unterwegs sind Snacks wie Nüsse, Müsliriegel oder Trockenfrüchte ideal. Viele Hütten bieten auch Lunchpakete an (Brot, Käse/Wurst, Obst, Snack).
Fazit
Der Schladminger Tauern Höhenweg ist eine Tour, die landschaftlich kaum abwechslungsreicher sein könnte: klare Seen, schroffe Scharten und weite Blicke über die Gipfel der Niederen Tauern. Die Etappen fordern Kondition, belohnen aber mit eindrucksvollen Momenten – ob beim ersten Licht über den Bergen oder beim Blick hinunter auf die vielen Seen.
Besonders schön ist die Mischung aus alpiner Einsamkeit und gut erschlossenen Wegen: man kann zelten, wenn man die Stille sucht, oder auf den Hütten einkehren und die Bergatmosphäre genießen.
Wer sich auf diese mehrtägige Wanderung einlässt, erlebt nicht nur eine eindrucksvolle Route durch die Tauern, sondern auch dieses besondere Gefühl, das nur mehrtägige Touren schenken – Schritt für Schritt dem Alltag ein Stück weiter zu entfliehen.